Freitag, April 19, 2024

Das schnellste Material für Zeitfahren und Triathlon

Das Team von Dobat-Cycling hat im letzten Frühjahr einen gr0ßen Aerodynamiktest durchgeführt. Ziel war es das schnellste Material für Triathlon und Zeitfahren zu finden. Für die Bewertung sind unterschiedliche Probanden das gleiche Material gefahren auf einer genomerten Strecke gefahren.

Hier lest ihr mehr …

MAD Days (Monster  AeroDynamic Days) im April diesen Jahres haben wir Anzüge, Helme,  Laufräder und Körperpositionen getestet.

Es  sei vorweggenommen, dass die Aerodynamik eine komplexe Sache ist. Den  einen perfekten Zeitfahranzug, oder den einen idealen Helm für alle  Athleten gibt es nicht. Es lassen sich aber durchaus Tendenzen  aufzeigen.

Für die  Aerodynamikmessungen sind wir nicht wie in den Vorjahren auf die  Radrennbahn gefahren, sondern wir haben mit einigen der stärksten  norddeutschen Zeitfahrer und Triathleten den Aerotest eingesetzt.  Details zum Aerotest findet ihr auf der Aerotune Homepage.

Diverse  Hersteller wie beispielsweise Biehler ,Bioracer, DT Swiss, Kiwami,  Ryzon, Schwalbe, PA Suits, Poc und Uvex haben uns ihr Material für den  Test zur Verfügung gestellt. Insgesamt hatten wir 26 Zeitfahranzüge, 19  Laufräder und 17 Helme als Testequipment zur Verfügung.

Hier findet ihr nun einen Teil der Testergebnisse, sowie ein paar zusätzliche Informationen.

Triathlon-/Zeitfahranzüge

Die  Anzüge haben wir mit insgesamt sechs Personen getestet. Die  Zeitfahranzüge (Langarm) schneiden etwas besser ab, als die  kurzärmlichen Triathlonanzüge. Zwischen dem besten Zeitfahranzug und dem  schlechtesten Triathlonanzug (einziger Anzug im Test ohne Arme) liegen  25 W bei 45 km/h. Ähnliche Ergebnisse hatten wir auch in den letzten  Jahren bei den Tests auf der Radrennbahn.

Die  Ergebnisse lassen sich bei den Anzügen recht gut auf andere Fahrer  übertragen. So war beispielsweise bei vier Fahrern der Castelli 3.0 der  schnellste Anzug. Auch die Tendenzen der anderen Anzüge sind bei den  Fahrern recht gleich gewesen.

Die  Anzüge unterscheiden sich aber insgesamt recht deutlich. Einige Anzüge  sind in Größe M eher weit, andere haben selbst in L deutliche  Kompressionsambitionen. Eine gute Passform ist leider nicht bei allen  Anzügen gegeben. Wir haben in unserer Auswertung aber ganz bewusst nur  die aerodynamischen Eigenschaften der Anzüge bewertet. Wer Anzüge testen  möchte, der sollte sich nach einem Triathlonshop oder einem Bikefitter  mit einer Auswahl an Anzügen umschauen, um Testanzüge vor Ort und im  direkten Vergleich auszuprobieren.

Bei  den Anzügen kommt es auf den richtigen Sitz an. Wirft der Anzug Falten,  oder werden die Nähte nicht an die vorgesehenen Positionen gezogen,  verschlechtert sich die Aerodynamik.

Wir  haben in den letzten Jahren festgestellt, dass sich mehrere  Innovationen bei den aerodynamisch guten Anzügen… durchgesetzt haben.  Innen verlegte Nähte, verdeckte Reißverschlüsse, Bein-, Arm- und  Halsabschlüsse ohne gesonderte Bündchen, und besonders die speziellen  Stoffe auf den Schulter- Arm- und Rückenflächen sorgen für bessere  Aerodynamikwerte. Vereinfacht ausgedrückt: Durch die speziellen Stoffe  auf den genannten Flächen, bilden sich Mikrowirbel, die dafür sorgen,  dass die Luft dichter am Anzug entlangströmt, als an Anzügen mit glatten  Oberflächen. Durch diesen Effekt verringert sich der Widerstand, wie  beispielsweise beim Golfball oder bei den ZIPP Oberflächenprofilen.

Helme

Aerodynamiktests  bei Helmen sind etwas weniger aussagekräftig als bei Zeitfahranzügen.  Bei den Helmen spielen die Sitzposition und vor allem die Kopfhaltung  eine entscheidende Rolle. Es sollte also ein Helm gewählt werden, der  zur Sitzposition des Fahrers passt.

Die  Tests haben gezeigt, dass Rennradhelme (auch aerodynamisch optimierte  Rennradhelme) nicht mit den Zeitfahrhelmen mithalten können. Das liegt  an den vermehrten Lufteinlässen und den Formen. Trägt man bei einer  guten Zeitfahrposition (Kopf tief) einen Rennradhelm, stellt man der  Luft eine recht große und flache Stirnfläche entgegen. Zeitfahrhelme  hingegen sind speziell für diese Positionen entwickelt und haben hier  deutliche Vorteile. Ein weiterer Punkt, der sich bei den meisten neueren  Zeitfahrhelmen zeigt, ist die verbreiterte Frontfläche. Hierdurch wird  die Luft besser auf die Schultern übergeleitet… Wenn der ausgewählte  Helm dann noch gut mit dem Rücken abschließt, hat man bei der  Helmauswahl alles richtig gemacht. Dimples zur Optimierung der  Luftströmung haben auch bei den Helmen Einzug genommen (Uvex Race 8).

Zwischen  dem besten Zeitfahrhelm und dem schlechtesten Rennradhelm haben wir 27 W  bei 45 km/h gemessen. Selbst wenn man sich nur bei den reinen  Zeitfahrhelmen umschaut, findet man Unterschiede von über 10 W.

Die  Themen Komfort, Belüftung, Sichtfeld und beschlagene Visiere könnten  ganz locker noch zwei komplette DIN A4 Seiten füllen. Bei unseren  Testfahrten hatten wir von „ich war echt im Blindflug unterwegs“ bis hin  zu „was für ein geiles Sichtfeld“ alles dabei. Auch hier zeigt sich die  gleiche Problematik wie bei den Anzügen; einige Bikefitter haben  Testhelme da, um Sichtfeld, Größe und Komfort direkt vor Ort zu testen.

Laufräder

Wir  haben mit insgesamt vier Fahrern Laufräder getestet (1x Rennrad, 3x  Zeitfahrrad). Wie wir auch schon bei früheren Tests festgestellt haben,  sind Hochprofillaufräder meist besser als flachere Laufradprofile. Aber  es zeigte sich auch bei diesen Tests wieder, dass die Laufräder in  verschiedenen Rahmen unterschiedlich gut funktionieren. Deshalb gibt es  mittlerweile auch mehrere gemeinsame Entwicklungsprojekte von  Rahmenherstellern und Laufradherstellern. Bei den Laufrädern möchten wir  daher keine Messergebnisse veröffentlichen.

Auch,  wenn wir hier keine konkreten Ergebnisse posten wollen, möchten wir  euch doch ein paar Informationen dazu geben. Wir hatten beispielsweise  diverse ZIPP Felgen (404, 404 klone, 808, 808 Klone, Scheibe, 1080)  sowie weitere Topfelgen wie DT Swiss Dicut ARC 1100 usw. im Test. Wenn  die montierten Mäntel bei Vorderrädern breiter sind als die Felge, wirkt  sich das aerodynamisch meist negativ aus. Auf einem DT Swiss Dicut ARC  1100 Vorderrad (etwas schmaler als eine ZIPP 808 Firecrest) sind  beispielsweise 23mm breite Reifen nach unseren Messungen aus  aerodynamischer Sicht besser als Reifen mit 25mm Breite. Entscheidend  ist hier nicht die Breitenangabe der Hersteller der Mäntel, sondern die  tatsächliche Breite im montierten und aufgepumpten Zustand.

Beim  Hinterrad kommt es eher auf den Übergang zum Rahmen an. Hier ist die  Luftströmung ohnehin schon deutlich turbulenter als am Vorderrad. Die  Einspeichung, die Speichenform, die Speichennippel und die Länge der  Ventile haben zudem Einfluss auf die Aerodynamik.

Die  Schläuche und Mäntel wirken sich auf den Rollwiderstand aus und haben  somit auch einen direkten Einfluss auf die Geschwindigkeit. Für unsere  Tests hat Schwalbe uns Schläuche und Mäntel zur Verfügung gestellt. Die  gut 600 Testkilometer verliefen absolut problemlos. Es lässt sich  festhalten, dass sich die Schwalbe Pro One (Tubeless geeignet) durch den  geringeren Innendurchmesser der Mäntel etwas schwieriger montieren  lassen, als die Schwalbe One (Faltreifen für Einsatz mit Schläuchen).  Dafür haben die Schwalbe Pro One im Tubelesseinsatz aber einen  geringeren Rollwiderstand, da die Widerstände durch den Schlauch  eingespart werden.

Sonstige Messungen

Wir  haben zudem mit drei Fahrern verschiedene Positionen wie  „Basislenker/Auflieger, Kopfhaltungen, Hand- Unterarmpositionen,  Rückenhaltungen (rund und gestreckt) und Flaschenpositionen auf dem  Auflieger, im Rahmendreieck und hinter dem Sattel“ getestet. Auch hier  zeigte sich genau wie bei den Laufrädern, dass individuelle Tests  erforderlich sind, um zu sehen, was bei dem jeweiligen Athleten am  besten funktioniert. Ein paar Tendenzen möchten wir aber auch für diese  Tests aufzeigen.

Durch eine  gute Sitzposition, in der man die Kraft biomechanisch optimal ins Pedal  bringt (Beinwinkel, Knielot und Überhöhung an den jeweiligen Sportler  angepasst), in Kombination mit einer aerodynamisch optimierten  Körperhaltun, lassen sich deutlich größere Einsparungen erzielen, als  durch Anzüge, Helme oder Laufräder.

Die  Körperhaltung und dabei speziell die Kopf- und Schulterhaltung hat den  größten Effekt auf die Aerodynamik. Auch ansteigende Unterarme/Hände  (praying arms) wirken sich bei den meisten Fahrern aerodynamisch und  auch von der Entspannung der Arm- und Nackenmuskulatur positiv aus.

Bei  den Flaschenpositionen lässt sich erkennen, dass die Flaschen weniger  negative Einflüsse haben, wenn sie weiter hinten montiert sind, also  tendenziell eher im Rahmendreieck als auf dem Auflieger, oder besser  noch hinter dem Sattel. Aerodynamisch geformte Flaschen haben zudem  Vorteile gegenüber den runden Trinkflaschen.

Fazit

Aerodynamik  ist kein einzelner Schritt, sondern ein Prozess. Nicht umsonst  investieren Profiathleten etliche Stunden für Aerodynamikmessungen, um  ihre Aerodynamik zu optimieren.

Die  größten Erfolge erzielen die Sportler durch eine biomechanisch  optimierte Sitzposition in Kombination mit einer aerodynamischen  Körperhaltung. Bei einem professionellen Bikefitting werden diese beiden  Punkte bereits abgearbeitet. Aber auch beim Material lassen sich  diverse Einsparungen in Bezug auf die Aerodynamik finden.

Bei  Anzügen lassen sich die Ergebnisse von einem Fahrer auf den anderen  recht gut übertragen. Hier hat man mit einer großen Wahrscheinlichkeit  die Möglichkeit, einen geeigneten Anzug für sich anhand von Messwerten  anderer Fahrer zu finden.

Bei  Helmen siehtt es etwas schwieriger aus. Rein nach Vergleichswerten  lässt sich nicht der ideale Helm finden. Bikefitter, die sich mit dem  Aerodynamikthema auseinandergesetzt haben, können hier aber helfen.  Anhand der Sitzposition und mit Hilfe von Testhelmen kann man erkennen,  welcher Helm für den jeweiligen Fahrer gut passt. Das lässt sich dann  mit den Aerodynamikmessungen recht gut bestätigen.

Bei  den Laufrädern lässt sich wenig pauschalisieren. Wer hier Messwerte zur  Auswahl heranziehen möchte, sollte darauf achten, dass die Laufräder  auch im richtigen Rahmen und mit der richtigen Reifenbreite getestet  wurden.

Wer selbst noch etwas  tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem empfehlen wir  Aerodynamiktests auf der Radrennbahn, oder den Aerotest für die Straße.

Quelle: http://www.dobat-cycling.de/

Fotos Header: Stevens Bikes

Fotos Text: Dobat-Cycling

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